Patricia Werner, stellvertretende Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, erinnert in Ihrem Grußwort zur Einweihung der Kirchenfenster an die Bedingungen für die Entstehung von Kunst.
Verehrte Gemeinde, meine Damen und Herren,
es ist mir eine große Ehre heute hier zu Ihnen sprechen zu dürfen an diesem besonderen Tag für Sie und Ihnen Grüße zu überbringen, Danke zu sagen und damit einige persönliche Bemerkungen zu verbinden.
Grüße möchte ich Ihnen überbringen und auch in diesem Namen zu Ihnen sprechen, seitens der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und seitens der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, dessen Vorstandsvorsitzenden Joachim Hoof ich noch einmal herzlich begrüßen möchte und besonders danken für seinen persönlichen Einsatz für dieses Projekt.
Meine Damen und Herren,
„Freiheit kann man sich nicht geben lassen. Freiheit muss man sich nehmen.“
Diese Worte Friedrich Schorlemmers bewegen mich seit einigen Tagen noch mehr als sonst und sie sind aktueller denn je. Ohne Freiheit ist so vieles nicht denkbar. Das wissen Sie, das wissen wir. Und vor allem ist Kunst ohne Freiheit nicht denkbar. Wenn man Kunst keinen Spielraum lässt, kann sie sich nicht entfalten. Und sie ist zu allen Zeiten bedroht - die Freiheit und manchmal die Kunst.
Es bedeutet mir sehr, sehr viel in Kenntnis des Schicksals Hubert Rüthers und seiner Frau, gerade heute an diesem Tag mit Ihnen gemeinsam die Vollendung, die Rückgewinnung dieses Kunstwerkes begehen zu können und das nur dessen eingedenk, dass dieses Kunstwerk nicht als Kunst für sich entstanden ist, sondern eben für diesen Ort geschaffen wurde. Und ich glaube tief in meinem Herzen daran, dass weil dieses Kunstwerk für diesen Ort geschaffen war, und hierfür gedacht wurde und auch Gnade fand, dass dieses Kunstwerk deswegen nicht verschwunden ist, und auf ihre helfenden Herzen und Hände fand, um zurückzukehren an diesen Ort.
Kunst ist im besten Sinne Gnade. Sie ist immer ein Geschenk. Und wenn Sie meine Damen und Herren, Ihre Hände betrachten, die Ihnen so oft zu Diensten sind von morgens bis spät in die Nacht - denken Sie woran Sie wollen: ob Ihre Hände ein Kind segnen, ob sie eine Wange streicheln, ob sie jemanden füttern, jemanden zu trinken geben. Die Hand ist für einen Maler, wie die Zunge für uns Menschen, die wir sprechen, ein Werkzeug der Sprache ist. Und einem Maler die Hände zerstören zu wollen, kommt dann schon der Verstümmelung der Zunge gleich. Und auch daran soll kurz gedacht werden in dieser feierlichen Stunde.
Aber zurück zur Freiheit, die bedroht ist, meine Damen und Herren, und sie ist bedrohter denn je und der Spruch ist so aktuell. Wir wissen die Medien sind manchmal ein Segen, manchmal ein Fluch. In jedem Fall helfen sie uns das Neuste zu erfahren. Und ich möchte hier nur drei Nachrichten herausgreifen, um zu illustrieren, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass die Freiheit bedroht ist.
Es liegt einige Monate zurück - es war im vergangenen Jahr, als im Rahmen einer Kunstaktion gegen Rechts Künstler und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern in einem kleinen Ort auf dem Lande drei Eichen pflanzten, um am nächsten Morgen zu sehen, dass sie von ebenjenen Rechten bis auf den Stumpf abgesägt waren. Vielleicht haben Sie verfolgt, dass vor noch nicht so langer Zeit im Rahmen des Besuchs unseres Bundespräsidenten in Rostock eine Friedenseiche gepflanzt wurde, die dann am nächsten Morgen von Linken abgesägt worden ist bis auf den Stumpf, weil sie das für ein Symbol des Militarismus hielten. Und die vielleicht jüngste Nachricht, die mich auch sehr betroffen gemacht hat, war der Bericht aus Berlin, unserer Metropole, dem Schmelztiegel der Kulturen, dem scheinbaren; wo ein Rabbiner auf der Straße niedergeschlagen wurde vor den Augen seiner achtjährigen Tochter und die Tochter mit dem Tode bedroht.
Meine Damen und Herren, Beschimpfungen, Angriffe hat es zu allen Zeiten gegeben. Was mir daran solche Sorgen bereitet, ist dass sie zunehmen und die Ebene, die sie inzwischen erreichen. Man könnte den Eindruck gewinnen, als sollten wir geprüft werden, was wir uns denn so gefallen lassen als Bürger und als Staat. Aus der Geschichte wissen wir alle: am Anfang sind es immer die Anderen - die Andersgläubigen, die Künstler, die Andersdenkenden. Und darum möchte ich heute auch gemeinsam mit Ihnen den Spruch denken, Sie kennen ihn sicher von John F. Kennedy: „Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.“
Und wo, wenn nicht hier und heute, bei diesem Anlass wäre daran zu denken, und zu sagen: Lassen Sie uns gemeinsam etwas tun, dass sich Geschichte nicht wiederholt! Lassen Sie uns wachsam bleiben und streitbar - in diesem unserem Land!