Im Wittichenauer St. Adalbert-Stift kümmert man sich seit mehr als 100 Jahren um kranke und bedürftige Menschen. Dabei haben sich besonders die Schwestern aus der Ordenskongregation des Hl. Karl Borromäus verdient gemacht. Die ersten Borromäerinnen kamen 1862 nach Wittichenau und arbeiteten zunächst als Lehrerinnen und in der ambulanten Krankenpflege, bevor sie in dem von Pfarrer Krause errichteten Adalbert-Stift neue Aufgaben fanden. Auf dieser Seite berichten wir aus der Geschichte dieses Hauses.
„Zu Anfang des Monats November 1862 kamen auf Antrag des Magistrats und des Pfarrers sowie mit besonderer Regierungs-Erlaubnis, vier barmherzige Schwestern (Borromäerinnen) aus Neiße, nach Wittichenau, von welchen zwei staatlich geprüfte Lehrerinnen, die mittlere und obere Mädchenklasse übernahmen, während die beiden anderen Schwestern das Hauswesen und die ambulante Krankenpflege in der Stadt besorgten. Ihr gesamtes Gehalt betrug 300 Thaler und 30 Thaler Wohnungsmiete.“
— Chronik der Stadt Wittichenau
Neben ihrem Dienst in der Schule und der Krankenpflege, kümmerten sich die Borromäerinnen um den Blumenschmuck an den Altären in der Pfarrkirche. Außerdem organisierten sie in den Jahren, in denen sie an der Schule lehrten, zu Weihnachten eine Bescherung für arme Kinder. Dabei beschenkten sie etwa 30 bis 40 Kinder mit Kleidungsstücken, Schulbüchern, Lebensmitteln und anderen nützlichen Kleinigkeiten.
Nach elfjährigem Dienst mussten die zwei barmherzigen Schwestern in Wittichenau am 27. September 1873 ihre Tätigkeit als Lehrerinnen beenden. Im Rahmen des Kulturkampfes unter Otto von Bismarck war katholischen Ordenskongregationen der Jugendunterricht und die Erziehung von Kindern und Jugendlichen verboten worden.
1877 wurde den Schwestern außerdem verboten Waisenkinder zu beherbergen. Die Pflegeanstalt, in der bislang neun Waisenkinder untergebracht waren, musste aufgelöst werden.
Pfarrer Krause lässt das Adalbert-Stift bauen - ein neues Betätigungsfeld für die Borromäerinnen entsteht
Der Bau des St. Adalbert-Stiftes geht auf Pfarrer Robert Krause zurück. Er wollte eine dringend benötigte Anstalt schaffen in der Waisenkinder und Kranke Asyl finden sollten. Bislang war für diese in einem kleinen Privathaus nahe der Kirche gesorgt worden. In dem Neubau sollten die Schwestern vom Hl. Karl Borromäus unter ärztlicher Leitung ein neues Betätigungsfeld finden.
Am 8. Mai 1893 erfolgte der erste Spatenstich und am 25. Juni 1893 wurde der Grundstein gelegt. Nach mehr als zweijähriger Bauzeit konnten die Schwestern am 22. August 1895 in das neue Haus einziehen. Mit ihnen zogen die Waisenkinder, die Kranken und eine alte Pensionärin ein.
Neben dem Haupthaus ließ Pfarrer Krause ein Verwaltungsgebäude errichten. Er kaufte außerdem noch Äcker und anliegende Privathäuser dazu. In ihnen sollten nach und nach weitere Arme, sowie alte gebrechliche Leute eine betreute Unterkunft finden.
Am 1. Mai 1896 wurde der Pflegeanstalt eine Spielschule angeschlossen. In dieser wurden im ersten Sommer etwa 30 Kinder betreut.
Am 24. November 1896 übergab Pfarrer Krause das Grundstück und die Stiftsgebäude in den Besitz der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Karl Borromäus. Als erste Oberin des Hauses wirkte Schwester Xaveria Engler, die aber schon im September 1895 starb. Ihre Nachfolge trat Schwester Bronislawa Wagner an, die 25 Jahre lang bis 1921 dem Haus vorstand. Ärztlicher Betreuer der Kranken war bis zu seinem Tode, im Jahr 1921 Sanitätsrat Dr. Weinert.
Der Erbauer des Hauses geistlicher Rat Robert Krause starb am 7. November 1922 im Alter von 86 Jahren.
Das Adalbert-Stift wird zum Krankenhaus ausgebaut
1910 wurde ein neues Waisenhaus gebaut. Die alten und gebrechlichen Leute fanden fortan in Nebenhäusern Aufnahme und Betreuung. Haupthaus diente seitdem nur noch der Betreuung von Kranken aus der ganzen Gegend.
Schon 1921 musste der Krankenhaus-Betrieb erweitert werden. Unter der Schwester Oberin Bartholomäa mussten umfangreiche Innenumbauten vorgenommen werden. So entstand ein Operationssaal mit Vorraum, ein Laboratorium wurde eingerichtet und ein Röntgenapparat aufgestellt. Auch das Behandlungszimmer wurde mit verschiedenen Apparaten neu ausgestattet. Die Bettenzahl betrug nach dem Umbau 50. Der Schwesternkonvent bestand aus 18 Schwestern. 20 hilfsbedürftige, alte Leute wurden gepflegt, 30 Waisenkinder fanden Aufnahme. Die Spielschule wurde von 100 Kindern besucht. Die Leitung des Krankenhauses sollte nun Dr. Dennebaum übernehmen, doch er ging 1923 nach Hoyerswerda. Sein Nachfolger wurde Dr. Georg Nitzpon.
Unter der Schwester Oberin Leona wurde 1930 erstmals ein Chefarzt mit der Leitung des Hauses betraut: Dr. Fischer aus Kamenz. Neben ihm arbeitete Dr. Nitzpon weiterhin im Krankenhaus. Im dritten Kriegsjahr 1942 wurde das Waisenhaus unter der Leitung der Schwester Oberin Oswalda Rosignal zur Isolierstation ausgebaut.
Mit dem Kriegsende nahm die polnische Armee in der Nacht vom 6. zum 7. Mai 1945 das Krankenhaus in Besitz und behielt es bis zum Abzug in ihrer Verwaltung. Alle Insassen mussten früh um 7 Uhr das Haus verlassen, auch Schwester Oberin Oswalda mit ihren Schwestern. Letztere mussten Unterkunft bei den Einwohnern der Stadt suchen. Die Schwerkranken und Verletzten wurden in einem Privathaus untergebracht. Pfarrer Theophil Fuchs hatte sich für deren Unterbringung eingesetzt. Am 23. August 1945 zog die polnische Armee wieder ab und die Schwestern konnten mit den Kranken zurück ins Krankenhaus ziehen. Chefarzt Dr. Fischer war im April 1945 nach Coburg (Bayern) geflüchtet. Seine Stelle nahm nun der frühere Direktor des Krankenhauses in Hindenburg (Oberschlesien), Facharzt für Chirurgie, Dr. Kurt Jausly ein. Unter seiner Leitung wurden nicht nur Kranke aus der Stadt und den umliegenden Dörfern, sowie aus dem Kreisgebiet im Wittichenauer Krankenhaus behandelt. Dank seines guten Rufes bemühten sich auch Kranke aus anderen Kreisen um eine Aufnahme. So wurde unter der Schwester Oberin Oswalda eine Infektionsbaracke im Garten errichtet. Damit zählte das Krankenhaus bereits 110 Betten.
1948 wurde unter der Leitung von Schwester Oberin Narzissa Jüschke die Kapelle durch Herausnahme einer Wand vergrößert und mit einem neuen Altar mit Tabernakel ausgestattet. Außerdem musste sich Schwester Narzissa um die Unterbringung vieler älterer Schwestern kümmern, die in den Nachkriegsjahren aus Schlesien ausgewiesen wurden. Der Konvent zählte im Oktober 1949 schließlich 35 Schwestern.
Zum 300-jährigen Ordensjubiläum konnte im ehemaligen Bau zwischen Hauptgebäude und Landwirtschaft eine Säuglingsstation eingeweiht werden. Dazu war das Gebäude aufgestockt worden. Die Wäscherei wurde modernisiert, die Landwirtschaft in das Grundstück an der August-Bebelstraße verlagert und die alten landwirtschaftlichen Gebäude umgebaut. Die Klausur und Schlafräume der Schwestern waren im umgebauten Boden untergebracht. Das Seitengebäude am Altersheim wurde ebenfalls aufgestockt.
Die folgende Schwester Oberin Humiliana Vitzky ließ neue Stallungen und Wirtschaftsgebäude errichten. Die Landwirtschaft wurde außerdem räumlich von dem Krankenhausbereich getrennt. Darüber hinaus wurden Wohnräume für die Schülerinnen geschaffen, die im Adalbert-Stift in Hauswirtschaft und Krankenpflege ausgebildet wurden.
Nach dem plötzlichen Tod des Chefarztes Dr. Kurt Jausly übernahm 1958 Dr. Hans Decker, Facharzt für Chirurgie, die Leitung des Hauses. Unter ihm konnte die Bettenzahl auf 130 erweitert werden. Die dazu notwendigen baulichen Veränderungen wurden unter Schwester Oberin Humiliana und danach unter Schwester Oberin Pelina Ruhnke durchgeführt. Da die Patientenzahl immer weiter zunahm, wurde mit Frau Dr. Preißler eine Oberärztin eingestellt.
1972 wurde ein neues Schwestern-Wohnhaus gebaut. 1974 musste der Krankenhaus-Betrieb schließlich aufgegeben werden. In Hoyerswerda war ein neues großes Krankenhaus gebaut worden. Stattdessen wurde das Adalbert-Stift als Alten- und Pflegeheim mit einer Station für chronisch Kranke weiter betrieben. 1997 wurde das Heim unter Schwester Oberin Ruth Langer um einen Neubau erweitert und im Jahr 2000 der Altbau saniert und modernisiert. 2004 übernahmen die Malteser das St. Adalbert-Stift in Wittichenau.
Regelmäßige Gottesdienste in der Kapelle des St. Adalbert-Stifts ab 01.01.2020
- montags bis freitags: 7:30 Uhr
- samstags: 9:30 Uhr
- sonntags: 8:30 Uhr