Die etwa 450 Kreuzreiter aus Wittichenau sind ausschließlich in Ralbitz untergebracht. Bei einer Einwohnerzahl von etwa 350 ist die Bewirtung mit erheblichem Aufwand verbunden. Es gibt Gehöfte in denen 30 bis 40 Reiter beköstigt werden. Besonders die Frauen werden an diesem Tag hart gefordert, sie kommen kaum dazu, in Ruhe die Reiterprozession zu verfolgen.
Da die Zahl der Wittichenauer Reiter bis Ende der 60er Jahre bei etwa 200 lag, war die Lage noch einigermaßen übersichtlich. Die inzwischen eingetretene starke Zunahme der Teilnehmer hat den Aufwand erheblich gesteigert. Vor dem ersten Weltkrieg, so wird erzählt, zahlte jeder Reiter für Kaffee und Kuchen einschließlich Fütterung des Pferdes 0,50 RM, für ein warmes Essen erhöhte sich der Betrag auf 1,00 RM.
Aber schon im Jahr 1915 lesen wir im Vermeldungsbuch des Pfarrers von Wittichenau: "Am Osterfeste findet auch in diesem Jahre die herkömmliche Kreuzreiterprozession statt, bei welcher trotz der einschränkenden Kriegszeit eine möglichst zahlreiche Beteiligung erhofft wird. Diese Zeit fordert wegen der gesetzlichen Einschränkung der Futtermittel, dass die Teilnehmer sich zur Fütterung der Pferde den nötigen Hafer mitnehmen, auch vorher mit den Besitzern in Ralbitz in Verbindung setzen, um Verlegenheiten mit dem Einstellen der Pferde zu vermeiden..." Und 1917 heißt es: "Wegen der Einschränkung und des Mangels in dieser Kriegszeit müssen die Teilnehmer Brot für sich und den nötigen Hafer für das Pferd mitnehmen, worauf besonders aufmerksam gemacht wird. Auch die Ralbitzer müssen dieses tun..."
Während der Inflation stiegen die Bewirtungskosten auf mehrere tausend Mark, heute geben die Reiter etwa 20 €, mit welchen die Kosten gedeckt werden sollen. Die Gastfreundschaft an sich ist aber unbezahlbar.
Am 1. April 1945 kamen trotz der nahen Front noch 99 Reiter aus Wittichenau nach Ralbitz. Sowjetische Tiefflieger überflogen die Prozession, eröffneten aber nicht das Feuer.
Wenige Wochen später kam es im Raum Ralbitz zu schweren Kämpfen. Das Dorf wurde fast völlig zerstört, die Kirche brannte aus. Aber bereits im nächsten Jahr gewährten die Ralbitzer wieder die traditionelle Gastfreundschaft, wenn sich auch die Wittichenauer dieses Mal selbst verpflegten.
Die Ralbitzer Reiter sind in Wittichenau auch größtenteils privat untergebracht und werden ebenfalls gut bewirtet. Ein Teil der Reiter zieht es aber hier vor, in Gaststätten das Mittagessen einzunehmen.
Veröffentlichung aus dem Wittichenauer Wochenblatt vom April 1990, redaktionell überarbeitet