Oster- oder Kreuzreiter-Prozession?

Das Wort "Prozession" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Umgang oder festlicher Umzug. Bereits in vorchristlicher Zeit gehörten im Römischen Reich Prozessionen zum Bestandteil von Festen.

Die christliche Kirche hat die Prozessionen übernommen. Sie sind Bestandteil zahlreicher Kirchenfeste, Sie sind öffentliche Bekundungen des christlichen Glaubens, aber auch Danksagungen und Bittgänge. Reformation und Aufklärung bedeuteten in vielen Ländern das Ende der Prozessionen. Auch das Osterreiten war früher in anderen Gebieten verbreitet, wie in Schlesien oder verschiedenen böhmischen Diözesen. In einigen Gegenden Österreichs oder Süddeutschlands gibt es auch zu anderen Kirchenfesten, wie zu Pfingsten oder Maria Himmelfahrt noch Reiterprozessionen, ebenfalls in Spanien oder Lateinamerika.

In der DDR blieb das Osterreiten noch in der Oberlausitz erhalten und hier, außer in Ostritz bei Görlitz, nur noch in den katholischen, sorbischen Gemeinden und in Wittichenau. Die Ursache hierfür liegt im Wesentlichen darin, dass diese Gebiete zu den Zisterzienserklöstern Marienstern und Marienthal gehörten und mit ihnen trotz Reformation katholisch blieben. Ohne die starke Glaubenstreue der deutschen und sorbischen Bewohner gäbe es aber sicherlich auch in Wittichenau heutzutage diesen schönen Brauch nicht mehr, denn der Einfluss des Klosters Marienstern ging vor allem nach dem Wiener Kongress (1814/15) erheblich zurück.

Quelle: Wittichenauer Wochenblatt, April 1990