Gründonnerstag

Am Gründonnerstag feiert die Kirche die Erinnerung an eine Reihe von Begebenheiten, die sich am Tage vor dem blutigen Kreuzestode des Heilandes abgespielt haben:

  • die Fußwaschung
  • die Einsetzung des Altarsakramentes und des Priestertums
  • der Verrat des Judas
  • das Leiden am Ölberg

Es sind teils freudige, teils traurige Ereignisse. Deshalb trägt auch die Messe [...] einen doppelten Charakter: den der Freude – darum die weißen Gewänder, Glockenklang und Orgelton beim Gloria – und den der Trauer und der Wehmut – darum das plötzliche, ergreifende Verstummen der Glocken und der Orgel nach dem Gloria. Durch das Schweigen der Glocken und der Orgel will uns die Kirche fühlen lassen, dass diese Welt, als sie das Leiden und den Tod ihres Schöpfers sah, jeden Wohlklang verlor und stumm und wüst wurde. Dieses Schweigen erinnert wohl auch an die Flucht der Apostel.

Das Hauptgeheimnis, dessen Andenken die Kirche in der Messfeier begeht, ist die Einsetzung des heiligsten Sakramentes des Altares. Weil dieses Sakrament ein so trostreiches Geheimnis ist – das Vermächtnis der Liebe des Gottessohnes – überlässt sich die Kirche beim Gloria festlicher Freude. Da aber die Freude in der Karwoche nicht voll und ganz zur Entfaltung kommen kann, feiert dich Kirche seit dem 13. Jahrhundert zu Ehren des heiligsten Altarssakramentes noch ein zweites Fest – das Fronleichnamsfest.

Im Anschluss an die Feier der Eucharistie wird das Allerheiligste auf einen Seitenaltar übertragen. Durch diese Übertragung des heiligsten Sakramentes wird die Kirche gleichsam von ihrem Bräutigam verlassen. Dies umso mehr, als man gerade vorher die Einsetzung dieses Sakramentes feierte, in dem Christus bei seiner Kirche weilt. Diese Übertragung erinnert auch an den Gang des Herrn zum Ölberg, wo sein Leiden begann.

Aus dem Messbuch der heiligen Kirche, Anselm Schott, 36. Auflage, Freiburg im Breisgau 1932, redaktionell überarbeitet