Am zweiten Adventssonntag feierten die Kolpingsbrüder und -schwestern mit der Gemeinde einen Festgottesdienst anlässlich des 200. Geburtstages Adolph Kolpings. Diözesanpräses Pfarrer Wolfgang Křesák erinnerte in seiner Predigt an die Gründung eines Gesellenvereins in Wittichenau 16 Jahre nach dem Tod Adolph Kolpings. Die Mitglieder der Wittichenauer Kolpingsfamilie seien mit ihren vielfältigen Aktionen und Diensten heute aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken, sagte Křesák. "Kolping war niemand, der angesichts von Missständen in der Gesellschaft mit den Schultern zuckt", erklärte der Wittichenauer Gemeindepfarrer. Adolph Kolping habe nie resigniert, sondern nach Lösungen für die Not seiner Mitmenschen gesucht, etwa indem er die Bildung junger Menschen förderte. "Sein Vorbild lädt uns zum Nachahmen ein", sagte Křesák, "damit Kolpings Werk nicht nur Geschichte ist, sondern auch eine Zukunft hat."
Am Abend kamen rund 200 Kolpingmitglieder zu einer Festveranstaltung in der Sporthalle zusammen. Dazu waren auch Gäste befreundeter Kolpingsfamilien aus Bernsdorf, Hoyerswerda, Spremberg und Weißwasser nach Wittichenau gekommen. Bundestagsabgeordnete Maria Michalk (CDU) sprach in ihrem Festvortrag über die Bedeutung christlicher Sozialverbände für die Demokratie. Michalk hob darin den Wert gesellschaftlichen Engagements hervor und lobte die Wittichenauer Kolpingsfamilie als "vorbildhafte, sehr aktive Gemeinschaft".
"Nirgendwo erlernt man mehr Sozialkompetenz als zu Hause in der Familie", erklärte die Politikerin. "Und wie es in der Familie als kleinste Zelle unserer Gesellschaft funktioniert, so funktioniert es in der Kolpingsfamilie." So helfe der Austausch in der Kolpingsfamilie den Mitgliedern ihre Meinung auszudrücken, Selbstvertrauen aufzubauen, ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten und sich in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Deshalb rief Michalk die Kolpingbrüder und -schwestern dazu auf "in einer satten Welt" nicht bequem zu werden, sondern sich weiter zu engagieren, die Dialogbereitschaft zu pflegen, "damit die Vielfalt persönlicher Meinungen in das gesellschaftliche Gemeinwohl einfließen kann".
Für ihre Treue zur Kolpingsfamilie wurden am Abend mehrere Mitglieder der Kolpingsfamilie ausgezeichnet:
- Christa Posch und Torsten Polk sind seit 25 Jahren Mitglieder der Kolpingsfamilie.
- Robert Jakubetz, Johannes Poscher, Dieter Jäckel, Günther Kretschmer und Gerhard Kreuz erhielten Auszeichnungen für ihre 50-jährige Mitgliedschaft.
- Johannes Uhlig darf auf 70 Jahre in der Kolpingsfamilie zurückblicken.
Gerhard Kreuz schätzt die Gemeinschaft der Kolpingsfamilie: "Da fühlt man sich geborgen in dieser Truppe. Hier findet man viele gleichgesinnte Menschen mit ähnlichen Interessen. Das schafft Zusammenhalt." Torsten Polk hat nach der Armeezeit eine Gruppe gesucht, in die er sich einbringen kann. "Die Kolpingsfamilie hatte damals viel Zuspruch", sagt Polk. "Deshalb hab ich dort mitgemacht und dieser Gemeinschaft bis heute die Treue gehalten." Er bedauert, dass heute wenig junge Leute zur Wittichenauer Kolpingfamilie gehören. "Uns fehlt die junge Generation. Diese Lücke zu den älteren, reiferen Generationen zu schließen, wird schwierig." Dennoch hofft Polk, dass der Wittichenauer Kolpingsfamilie diese Aufgabe gelingt.