Vor zwei Jahren fanden sich Jugendliche der Wittichenauer Pfarrgemeinde zu einem Chor zusammen. Mit geistlichen Jugendliedern gestalteten sie bereits Gemeinde-, Ehejubiläums- und Wallfahrtsgottesdienste mit. Am ersten Novembersonntag gaben die Sänger nun ihr erstes Konzert.
Das Kirchenschiff ist stimmungsvoll in farbiges Licht getaucht. Die Gemeindemitglieder warten gespannt auf das Konzert des Jugendchores „Effata“. Plötzlich stimmt inmitten der Kirche eine helle, klare Frauenstimme einen Taizé-Gesang an: „Im Dunkel unserer Nacht, entzünde das Feuer, das niemals verlischt.“ Unter der Empore, hinter dem Hochaltar, aus den Seitenschiffen der Kirche tauchen weitere Sänger auf, schreiten dem Altar zu und stimmen vielstimmig in den Gesang ein. 16 Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren stehen schließlich auf den Altarstufen und singen einen Choral, der unter die Haut geht – ein unkonventioneller, aber beeindruckender Konzertbeginn.
In den gut gefüllten Kirchenbänken sitzen Jugendliche und Familien mit Kindern, ebenso wie Großeltern und Senioren. „Wir singen eine Mischung aus vielen Stilrichtungen, sowohl ruhige, besinnliche wie moderne, spritzige Lieder. Dadurch sprechen wir junge wie alte Menschen an“, erklärt Chormitglied Antonia Lipptisch. Wie anderen Jugendlichen der Gemeinde reichte es Antonia nicht, die Jugendlieder nur im wöchentlichen Jugendgottesdienst zu singen. Auch nach der Jugendstunde griffen die begeisterten Sänger oft zur Gitarre und sangen bis spät in die Nacht. Bis sie sich fragten: „Warum nicht mehr daraus machen?“ So entstand der Chor.
Zunächst bestand die Gruppe hauptsächlich aus Mädchen. Die sprachen Geschwister und Freunde an und luden sie ein mitzusingen. So stieß auch Michael Piatza zum Chor. „Diese Gruppe hat mich mitgerissen. Wir haben eine tolle Gemeinschaft. Darin macht es einfach Spaß zu singen“, sagt der 16-Jährige. Der gemeinsame Gesang vermittelt ihm außerdem einen neuen Zugang zum Glauben: „Im Singen nimmt man die Texte ganz anders auf“, erklärt Michael. „Das hilft beim Glauben.“
Ihren Anteil daran hat auch Marlies Kliemank. Michael sagt: „Bei so einer motivierten Chorleiterin kann man nur vor Freude mitsingen.“ Kliemank hat musik- und bewegungsorientierte Sozialpädagogik studiert. In ihrer Abschlussarbeit befasste sich die 24-Jährige damit, wie Chorarbeit zur Teambildung beitragen kann. Sie freut sich, das Erlernte nun in ihrer Heimatgemeinde einbringen zu können. „Ich musiziere sehr gerne und am liebsten mit anderen gemeinsam. In unserem Chor arbeiten wir zusammen an unserer Musik, können voneinander lernen. Das bereichert mich“, berichtet Kliemank.
Mehr als 35 Lieder haben die Chormitglieder schon einstudiert – darunter viele Klassiker aus den Dreifaltigkeitsliederheften, aber auch moderne Songs aus der internationalen Lobpreis-Szene. Häufig probieren sich die Jugendlichen an Improvisationen aus, aus denen dann eigene Arrangements entstehen. Für ihr Konzert haben die Jugendlichen den Großteil ihres Repertoires zu Themen gruppiert. Sie varieren Tempo, Lautstärke und Stimmung der Stücke. Sie singen zu Ankunft und Licht, zu Hoffnung und Liebe, zur Anbetung sowie Lobpreis und Dank. Instrumentalstücke kündigen einen neuen Konzertteil an, Gebete stimmen nachdenklich.
„Mir hat das Konzert gut gefallen. Es war abwechslungsreich. So ließ es sich durchweg aufmerksam zuhören“, sagt Konzertbesucher Markus Winzer. „Mir geht Musik sonst nicht so nahe“, erklärt Eric Schimann. „Aber bei diesem Konzert bekam ich mehrmals Gänsehaut.“ So spenden die Konzertbesucher dann auch kräftigen Applaus und gratulieren dem Chor zum „gelungenen Auftritt“. Mancher fragt, ob der Jugendchor Aufnahmen des Gesangs nicht für daheim zur Verfügung stellen könne. „Wir denken darüber nach im nächsten Jahr eine CD aufzunehmen“, sagt Marlies Kliemank. Wer den Chor in diesem Jahr noch einmal live erleben möchte, erhält dazu am 24. November um 14 Uhr in der Pfarrkirche in Crostwitz Gelegenheit. Dort gestaltet der Jugendchor ein weiteres Konzert mit Andacht.