„Ich bin schon einige Jahre mit meinem Mann zum Gottesdienst in die Kirche gegangen“, erzählt Claudia Debik. „Dadurch kannten mich viele Gemeindemitglieder schon. Die Leute lächelten, grüßten. In der Bank, in der ich saß, hatte ich immer die gleichen Gesichter um mich“, beschreibt sie das Gemeinschaftsgefühl in der Messe. Doch wenn die anderen das Glaubensbekenntnis sprachen, beschlich die 33-Jährige ein ungutes Gefühl. Zuvor hatte sie mitgebetet, mitgesungen, doch an dieser Stelle schwieg sie und dachte sich: „Hier musst du etwas ändern. Ich möchte ganz dazu gehören.“
Claudia Debik ist in Königswartha aufgewachsen. Ihre Familie ist evangelisch. „Wir haben das Kirchliche nicht so gelebt, wie man das aus Wittichenau kennt“, berichtet die seit 2011 im Wittichenauer Ortsteil Hoske lebende Frau. Der Glaube ihres Mannes brachte sie dazu über eine katholische Taufe nachzudenken. Den Anstoß bot die Geburt und Taufe ihres Sohnes. „Wir wollten Niklas gemeinsam katholisch erziehen“, erklärt Debik. „Mit Gott bieten wir unserem Kind einen weiteren Ansprechpartner für seine Fragen zu einem guten Leben.“
Šárka Soukupová zog 2011 aus dem tschechischen Tanvald in die Partnerstadt Wittichenau zu ihrem Freund. „Ich fand Gefallen daran, wie hier christliche Feste gefeiert werden, den regelmäßigen Gottesdienstbesuch – das kannte ich aus Tschechien nicht“, sagt Soukupová. Das praktische Leben als Christin interessierte sie. „Ich finde es gut, dass in Wittichenau Nächstenliebe tatsächlich gelebt wird. Die Wittichenauer begegneten mir von Anfang an freundlich und offen. Ich muss manchmal darüber lachen, dass ich nach anderthalb Jahren in Wittichenau hier mehr Leute kenne, als nach 18 Jahren in Tschechien.“ In Wittichenau werde soviel miteinander unternommen. Über Kontakte des Partnerschaftsvereins lernte Soukupová ihren Freund kennen. Seit einem Jahr singt sie im sorbischen Kirchenchor. Wittichenau ist ihr zur zweiten Heimat geworden. Um ganz dazuzugehören, die kirchlichen Feiern und Bräuche nachvollziehen zu können, lässt sie sich taufen. „Meiner Mutter war nicht klar, was das für mich bedeutet. Ich musste ihr erklären, was die Taufe mit sich bringt“, erzählt die 21-Jährige. Bei der Tauffeier war die Mutter dann dabei und Soukupová sagt: „Ich glaube, sie ist stolz auf mich.“
Anja Beckel fand durch eine Ordensschwester Interesse am Glauben. Als Beckel wegen einer Erkrankung wochenlang im Krankenhaus lag, war die Schwester für sie da. „Ich fand es toll, dass sie sich Zeit für mich nahm. Sie hat soviel Wärme und Liebe ausgestrahlt“, berichtet Beckel. Als sie ihren katholischen Mann kennenlernte, dachte sie über eine Taufe nach. Beckel stammt aus Weißwasser, ist atheistisch aufgewachsen. „Die Kinderbibel lese ich meinen Kindern jetzt auch selbst vor“, erzählt die 30-Jährige. Zuvor hatte diese Aufgabe ihr Mann übernommen. „Nun habe ich durch die Taufe einen frischen Bezug dazu“, erklärt Anja Beckel. Im regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes findet sie eine Möglichkeit, in sich zu gehen. Am Weißen Sonntag steht sie mit Claudia Debik und Šárka Soukupová nach ihrer Taufe mit der Kerze vor hunderten Gläubigen und denkt: „Jetzt gehöre ich endlich dazu.“