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Chronik 1990

Unveröffentlicht

Die Häuserweihe begann mit den Gottesdiensten am Neujahrstag. Kaplan Nawka teilte sich mit dem Pfarrer die Dörfer.

Sonnabend, der 6. Januar, war diesmal wieder ein gebotener Feiertag.

Das Taufgespräch deutsch und sorbisch wurde vom Pfarrer für alle gemeinsam gehalten.

Das Friedensgebet am Montag 5 nach 7 wurde eifrig weiter gebetet. Auch die Demonstration gegen die unwahrhaftige Medienpolitik der SED wurde trotz Kälte gehalten.

Die Kollekte "Not in der Welt" brachte 51.564 DM ein. Dazu kam aber noch die Sonderkollekte Rumänien mit 22.165 DM. Die Kinder sammelten Altmaterial für Rumänien. Sie brachten über 2.000 DM zusammen.

Eine Neuheit: In der Kirche wurden Wahlen für den Elternbeirat für den 18. Januar vermeldet.

Die Kolpingsfamilie veranstaltete einen Abend mit Herrn Retschke vom Verlag Volk und Welt. Dieser berichtete über Glasnost und Perestroika.

Die Werbung für den Katholikentag in Berlin ging zügig voran. Die Programme wurden an die Gruppen weitergereicht und für die Reise nach Berlin geworben. Das Pfarrbüro hatte dann viel Arbeit mit den Anmeldungen für den Katholikentag.

Die sorbischen Kantoren hatten schon Ende Januar ihr erstes Treffen für das Osterfest.

Am 2. Februar verstarb nach langer Krankheit Josef Neugebauer im Alter von 74 Jahren in Oßling.

Prälat Puzik feierte in Görlitz in aller Stille und doch mit vielen Besuchern seinen 65. Priesterjubiläumstag.

Die Fastenpredigten hielt Pfarrer Bockisch, der aus Leipzig zu uns kam. Dabei war ein guter Zuspruch zu verzeichnen.

In den Februarferien gingen die Kommunionkinder zur ersten hl. Beichte.

Der Brautkurs fand Anfang März an den Wochenenden statt. Wie bisher hielten den Kurs Dr. Kluge, Pfarrer Morawietz und Pfarrer Schubert. Frau Kubitz aus Bautzen fiel wegen Krankheit aus.

Baim Rosenkranzgebet in der Fastenzeit wurde um Gottes Segen für die Wahldurchführung gebeten.

Der Steyler Missionar Pater Reinhard Priesnitz sprach über sein Gebiet Papua-Neuguinea.

Von der Berliner Bischofskonferenz gab es ein Wort zur Wahl 1990.

Die Kirche wurde mit dem Staubsauger entstaubt und die Säulen neu angestrichen. Dazu wurde eine lange Leiter von Dachdecker Winter mit Schwierigkeiten hinter dem Altarraum aufgestellt.

Der Wahltag am 18. März war ein Tag voller Sonnenschein. In Wittichenau erhielt die CDU die Mehrheit der Stimmen.

Um den 20. März verursachte ein Sturm innerhalb von Minuten schwere Schäden. Ein Baum fiel auf die Mauer des Friedhofs Richtung Jakubetz-Haus.

Im Pfarrhaus wurden am 21. März ein Schwein aus Neudorf und ein Kalb aus Panschwitz-Kuckau geschlachtet.

Am 8. April lud die Äbtissin von Marienstern in die Klosterkirche zu einem Streichquartett ein: "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" von Joseph Haydn.

Am Palmsonntag wurde die Passion vom Kirchenchor und Kolpingchor gemeinsam gesungen.

Für das Jubiläum der Kreuzreiter-Prozession und die Fernsehübertragung des Gottesdienstes gab es ausführliche Vermeldungen. Der Pfarrer ritt mit und Kaplan Gregor blieb in Wittichenau und kümmerte sich um die Fernsehübertragung.

In der Vorbereitung der Fernsehübertragung gab es mehrere Ärgernisse: eine Abschaltung des Telefons, zerfahrene Flächen um die Kirche, selbst die Anbetung am hl. Grab wurde behindert. Früh um 5 Uhr ging es mit Übungen los und abends um 17:30 Uhr schon wieder. Dazu gab es lange Gespräche mit den Fernsehleuten und Kaplan Gregor. Dadurch war die Karwoche voller Unruhe. Alles war auf das Fernsehen fixiert.

Für das Osterreiten in der Oberlausitz gab es einen Werbedruck. Die Andenkenmappe "450 Jahre Kreuzreiter" fand jedoch wenig Anklang, weil sorbische Texte fehlten.

Zum Jubiläum schenkte der Pfarrer eine Gedenkkerze "450 Jahre Prozession". Doch die sorbischen Wittichenauer wollten diese Kerze nicht annehmen. Die Ralbitzer Teilnehmer und alle Gastgeber nahmen die Kerze dagegen gern an.

Besonders Prozessionsleiter Roland Homola hatte sich Verdienste um die Prozession erworben, insbesondere in der Zusammenarbeit mit den vielen Behörden und den Tierärzten.

Der Ostermontag wurde gesetzlicher Feiertag. Für die Kinder fand um 10:00 Uhr ein Gottesdienst statt.

Am Freitag nach Ostern fand für die Teilnehmer der Kreuzreiterprozession eine Dankmesse statt.

Die Auferstehungsprozession wurde in diesem Jahr ohne polizeiliche Anmeldung gehalten - auch dies ein Zeichen der Wende.

Am 22. April wurden insgesamt 9 Ehewillige aufgeboten.

Die Arbeiten im Kindergarten machten durch Mithilfe von Eltern gute Fortschritte.

Die zukünftige Organistin Bernadette Kindermann gab ein Orgelkonzert. Als störend wurden dabei die langen sorbischen Texte empfunden, die  Kaplan Nawka zwischen den gespielten Stücken vortrug.

In Rachlau wurde die Kapelle renoviert und außerdem erhielt sie eine elektrische Bankheizung. Der Gottesdienst zum Abschluss der Arbeiten fand am Dienstag, den 8. Mai mit unserem Bischof statt.

Bei der Wahl zum Landtag Sachsen am 6. Mai wurde Herr Kockert per Direktmandat zum Abgeordneten in Dresden gewählt.

Aus der Partnerstadt Bad Honnef kamen immer wieder Schulungskräfte nach Wittichenau.

Mit dem Bischof fand ein Ministrantentag in Wittichenau statt. Trotz Spannungen mit der Jugendseelsorge war er für die Kinder ein Erfolg. Dafür hatte sich der Besitz des Sportplatzes als gut erwiesen.

Zum Katholikentag fuhren etwa 200 Wittichenauer nach Berlin.

Am 2. Pfingstfeiertag fand eine große Wallfahrt nach Rosenthal statt. Bischöfe aus der Tschechoslowakei feierten auf der Wallfahrtswiese mit dem sorbischen Klerus. Die Wittichenauer Muttergottesfigur wurde starkem Regen ohne Regenschutz ausgesetzt. Danach war eine Restaurierung  notwendig.

Am 30. Mai fand der Dekanatsausflug nach Hinterhermsdorf statt.

Das Gemeindefest mit Kaplan Gregor und Fräulein Winzer in einem großen Zelt an der Alten Schule war gelungen. Auch die Nachtwallfahrt der Kolpingsfamilie nach Rosenthal von Sollschwitz aus, fand trotz Regen statt.

Die Gottesdienste und Andachten zu Fronleichnam waren besonders gut besucht. Männer und Kinder kamen zahlreicher als sonst. Das Wetter war sehr schön. Am Fronleichnams-Sonntag gab es 9 Aufgebote zu Eheschließungen zu vermelden.

Von der Berliner Bischofskonferenz wurde eine wichtige Presseerklärung zum Schutz des Lebens verlesen.

Der Kamenzer Kaplan ging als Seelsorger der Deutschen in die Sowjetunion.

Der ehemalige Kaplan Lischka feierte am 27. Juni sein Silbernes Priesterjubiläum.

Die Brauerei veranstaltete mit drei Bussen eine Wallfahrt nach Rom und erhielt auch eine Privataudienz beim Papst. Herr Glaab durfte Worte des Dankes an den Papst richten.

Die Jugend feierte mit Kaplan Gregor einen Sühnegottesdienst auf dem Galgenberg.

Das Geschenk für Kaplan Nawka als Abschiedsgabe wurde am Sonntag, dem 15. Juli, in neuer Währung eingesammelt. Es kamen 1.900,- DM zusammen. Zum 1. August wurde er als Pfarrer nach Ralbitz versetzt.

Zur Kinderwallfahrt mit den Mädchen nach Rosenthal gab es wieder Schwierigkeiten mit der Jugendseelsorge.

Neupriester Czappan teilte auch in Wittichenau den Primizsegen aus.

Die Konferenz der schlesischen Priester in Würzburg war für die Priester aus dem Görlitzer Raum ein besonderes Erlebnis.

In der Gemeinde wurde für eine Romreise mit Fr. Kochta für 695,- DM geworben.

Die Frohschar konnte diesmal nach Leutersdorf in die Oberlausitz fahren.

Kaplan Delan wurde als Nachfolger von Kaplan Nawka begrüßt und Kaplan Nawka verabschiedet. Er hielt noch einmal die Predigt in allen Gottesdiensten.

Zur Unterzeichnung der Städtepartnerschaft fuhren am 26. August Frl. Winzer, Fr. Kochta, Fr. Kober und Ehemann, Herr Krahl aus Saalau und Herr Glaab als Abgesandte der Pfarrgemeinde nach Bad Honnef. Außerdem waren die Schützenbruderschaft und etwa 200 Wittichenauer zum Schützenfest und zur Feier der Partnerschaft in Bad Honnef.

Kaplan Gregor konnte auf eine private Einladung einer Jüdin für 14 Tage nach Israel reisen. Wegen dem Konflikt Israels mit dem Irak hatte er wochenlang Angst vor der Reise.

Die Wallfahrt am 2. Sonntag im September nach Rosenthal führte viele Fußwallfahrer zusammen. Dazu waren im Vorfeld mehrere Marienlieder in der Tschechoslowakei für Westgeld gedruckt worden. Den Gottesdienst in Rosenthal mit Predigt hielt der Pfarrer von Wittichenau.

Auch nach der Wende begann die religiöse Unterweisung wie bisher in der Alten Schule. Nur Kaplan Delan nutzte in Kotten die Schulräume.

Als neuer Domkapitular wurde Bischof Müller in Görlitz eingeführt.

Die Bauarbeiten am Sebastiansaal konnten abgeschlossen werden. Türen, Treppe, Decke, Heizung, Fenstervorhänge, Beleuchtung, Fußboden und Malerarbeiten waren notwendig gewesen.

Am 23. September fand ein gelungenes Gemeindefest statt.

In der Nacht zum 3. Oktober wurden die Glocken nach einem bestimmten Betrachtungstext geläutet. Am 3. Oktober fanden dann  Festgottesdienste um 8:45 Uhr in sorbischer und um 10:00 Uhr in deutscher Sprache statt. Auch in Dörgenhausen feierte Pfarrer Schubert um 10:00 Uhr einen Dankgottesdienst. Die Chöre gestalteten die Gottesdienste mit. Die Anbetungsstunden zum Rosenkranzfest wurden schon am Tag der deutschen Einheit gehalten. Es waren Stunden der Dankbarkeit. Am Rosenkranzfest wurde wie üblich die Prozession gehalten.

Da die Seniorenrunden im Mai wegen der Wahl ausgefallen waren, wurden sie am Mittwoch/Donnerstag am 10./11. Oktober im Bennosaal gehalten.

Am Kirchweihtag sang ein Berliner Chor im Hochamt.

Der Brief unseres Bischofs über die Kirchensteuer konnte als Postwurfsendung für 180.- DM an alle Haushalte und in die sieben Dörfer geschickt werden.

Am 15. Oktober wurde der Todestag von Pfarrer Jakob Krahl im Gottesdienst erwähnt. Er war vor 50 Jahren verstorben.

Trotz der angespannten Finanzlage der Kirchkasse fand der Betriebsausflug am 17. Oktober mit dem Bus statt. Dabei sollten die Kirchensteuer-Kassierer ein letztes Mal dabei sein. 53 Personen machten sich auf den Weg. Nach dem Picknick auf dem Pfarrhof fuhren die Mitarbeiter auf den Kalvarienberg in die Tschoslowakei. Außerdem wurde Philippsdorf besucht. Der Abschluss fand im Bennosaal statt.

Allerheiligen war für in Wittichenau ein Feiertag und daher schulfrei. Bürgermeister Schowtka hatte das so erwirkt.

In der Alten Schule wurde der Flur neu tapeziert. Die Maler des Jugendclubs der "Schwarz-Weißen Panther" hatten die Arbeiten übernommen. Die Tapete war im "Rucki Zucki" in Schwarze Pumpe für 1,29 DM die Rolle gekauft worden.

Pfarrer Paul Graf  ✝

Paul Graf wurde am 17. Mai 1912 in Wittichenau geboren und am 5. April 1936 in Breslau zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Trachenberg,
Friedlang, Aalen-Hofweiler und in Wittichenau, sowie Spremberg. Außerdem war er Kuratialpfarrer in Drebkau. Seit 1988 befand er sich im Ruhestand.

Unser Bischof hielt am Freitag, den 26. Oktober, das Requiem für Pfarrer Paul Graf von der Stadtmühle, der mit 78 Jahren nach langem Leiden verstorben war. Viele Priester gaben ihm das Geleit.

Bei der Gräbersegnung beteiligte sich die Gemeinde zahlreich. Der Bläserchor spielte bei sehr schönem Wetter.

In der Jugend wurden heftige Debatten geführt, ob die Pfarrjugend einem Jugendverband beitreten soll. Eine Angleichung an die westliche Situation sollte gesucht werden.

Jugendliche aus Bautzen arbeiteten in einem rumänischen Kinderheim und organisierten auch in Wittichenau eine Spende für Rumänien.

Die Steuerkarten wurden ausgeteilt mit der ausdrücklichen Bitte um Eintragung des religiösen Bekenntnisses.

Der Kolpingchor darf zwei Lieder für eine Andacht zu Ehren von Adolf Kolping aufnehmen lassen.

Eine Sensation für Wittichenau: Der Nuntius Erzbischof Uhatsch kam am Sonntag, dem 18. November für eine Stunde nach Wittichenau. Versammelt waren: der Nuntius, Bischof Huhn, Dr. Arndt von Bonn, Pfarrer Schubert,  Pfarrer Wientzek, die Oberin, Schwester Ermintrudis, Birkner, Kliemank, Kochta. Ein Glas Wein wurde gereicht und dann die Kirche besichtigt. Die Inschrift zu Krabat in der Kirche fand keine Aufmerksamkeit, durch den gebürtigen Serben Uhatsch, dafür aber die lateinische Chronik über Rosenthal vom Jesuit Ticen (dieser kämpfte vor Belgrad).

In Bad Honnef wurde dem Pfarrer ein Scheck über 1.200,- DM für den Kindergarten in Wittichenau übergeben. Außerdem wurden gute Gespräche über den Aufbau der Demokratie geführt. Wenige Tage weilte dann der Bürgermeister von Bad Honnef in Wittichenau.

Der Seniorennachmittag musste in diesem Jahr anders gestaltet werden. Das Volkshaus wurde verkauft und zur Discothek umgebaut. Ein Raum war entstanden, der kaum für die Seniorenrunde geeignet war. So gab es eine gut gestaltete adventliche Runde mit einem Spiel der Kinder, Gesang der Chöre und Gebet für die Verstorbenen in der Pfarrkirche.

Der Kolpinggedenktag wurde mit Pfarrer Schneider und anschließender Feier im Bennosaal begangen.

Erstmalig fand in der Stadt auch ein Weihnachtsmarkt statt, der wegen der Kälte aber keinen großen Anklang fand.

Die adventlichen Runden für die berufstätigen Frauen und den Elternkreis fanden im Sebastiansaal statt.

Am 16. Dezember wurden mit Vater Rang und Sohn zwei Erwachsene durch Pfarrer Schubert im Krankenhaus getauft. In der Pfarrkirche wurden am gleichen Sonntag vier Kinder nach dem 10:00 Uhr Gottesdienst getauft. Am Nachmittag erfreuten sich etwa 400 Besucher am Orchester von Herrn Gregor aus Cottbus, das zur Orgel adventliche Musik spielte. Im Sebastiansaal wurde dem Orchester Kaffee und Gebäck gereicht.

In Chrostwitz wurde die neue Orgel von der Fa. Eule aus Bautzen eingeweiht. Bischof Reinelt übergab dem Pfarrer einen großen Scheck, denn nach der Währungsunion reichte das Geld der Pfarrei nicht für die Bezahlung.

Die Mitarbeiter versammelten sich nach Weihnachten im Sebastiansaal. 51 Teilnehmer waren gekommen. Der Tisch war reichlich gedeckt. Nach dem Neubau eines Gemeindezentrums sollte der Sebastionsaal in eine Wohnung umgebaut werden. Doch der Pfarrer notierte: "Ob das einmal realisiert wird?"

In der Jahresschlussandacht wurde noch einmal auf das vergangene Jahr 1990 zurückgeblickt.