Mit seiner Konzertreihe „Rockin’ Organ“ tourt der Mannheimer Organist Friedemann Stihler derzeit durch Sachsen. Am Sonntag war er mit seinen ungewöhnlichen Orgelarrangements in der Wittichenauer Pfarrkirche zu Gast. In seinen Orgelstücken verknüpfte er klassische Musik mit bekannter Rock- und Popmusik. Da erklang Schuberts Ave Maria um bald darauf in Louis Armstrongs „What a wonderful world“ überzugehen. Da traf Tschaikowskys Nussknacker-Suite auf Rocksongs von Santana und den Rolling Stones. Und als Stihler Reinhard Meys „Über den Wolken“ und Karats „Über sieben Brücken“ anspielt, singt die Gemeinde schließlich mit. Mancher Konzertgast wird Friedemann Stihler nach dem Konzert gratulieren: „Ich wusste gar nicht, was aus unserer Orgel für Töne herauszukitzeln sind.“
Stihler stammt aus einer musikalischen Pfarrersfamilie. Mit 5 Jahren lernte er Klavier spielen, mit 10 Jahren habe er ein erstes Orgelkonzert mitgestaltet, erzählt der Mannheimer. Irgendwann stört ihn, dass die Leute seinem Orgelspiel zu wenig Aufmerksamkeit schenkten. „Ich konnte noch so fleißig üben, bei den klassischen Orgelstücken gingen die Leute. Da dachte ich mir: Warum nicht was spielen, was die Leute kennen.“ Weil damals gerade Dr. Schiwago im Kino lief, spielt er die Filmmusik nach dem Sonntagsgottesdienst an. „Die Leute sind trotzdem gegangen“, erinnert sich Stihler. Doch als er sein Orgelspiel beendet, wird plötzlich applaudiert. Die Gemeinde war unter der Empore stehen geblieben. „Da wusste ich, wie ich die Leute dazu bekomme zuzuhören.“ 2014 veröffentlichte er seine zweite CD mit Klassik-Pop-Arrangements für die Orgel. Einige Stücke der CD brachte er am Sonntag auch an der Wittichenauer Orgel zu Gehör.
Das Wittichenauer Konzert ist eines der zehn Konzerte, die Stihler in diesen Tagen zugunsten des Nossener Vereins „Brückenschlag Sachsen – Tansania e.V.“ spielt. Der Verein will in Tansania eine Schule sanieren und muss zu den 50.000 € Gesamtkosten 5.000 € Eigenmittel beisteuern, damit das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung den Rest dazu gibt. Organist Stihler ist mit Vereinsmitgliedern befreundet. Als er von deren Projekt hört, bietet er an, die 5.000 € durch Konzerte einzuspielen. Zu diesem Zweck tourt Stihler nach 2013 in diesem Herbst das zweite Mal durch Sachsen und er sagt zuversichtlich: „Bei dieser Tour knacke ich die 5.000 €.“
Im Schnitt kämen zu seinen Benefizkonzerten um die 40 bis 50 Besucher. „Doch heute haben wir einen Rekordbesuch zu verzeichnen“, freut sich der Organist angesichts gut gefüllter Bänke in der Wittichenauer Pfarrkirche. Die zahlreichen Besucher werden ihre Nachmittagsgestaltung nicht bereut haben: denn neben fetziger Orgelmusik hörten sie außerdem vom Wittichenauer Jugendchor „Effata“ schwungvoll vorgetragene Neue geistliche Lieder.