Pater ermutigt Ehepaare die Liebe Gottes sichtbar zu machen

Die Gottesdienste in Bernsdorf und Wittichenau waren in den vergangenen Tagen ungewöhnlich gut besucht. Selbst werktags strömten hunderte in die Kirchen. Denn für zehn Tage waren Missionare aus der Ordensgemeinschaft „Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria“ zu Gast und gestalten zahlreiche Angebote, die helfen sollten, den Glauben aufzufrischen. Der vergangene Dienstag war dem Thema „Ehe: Lebenslänglich?!“ gewidmet.

Es sei eine Provokation, zu sagen, die Ehe sei unauflöslich, sagte Pater Jens Watteroth in seiner Predigt in der Abendmesse. Doch ebenso provokant sei heute, wenn ein Paar die ewige Treue tatsächlich lebt. Der Knackpunkt sei, wie die Ehe verstanden werde. Heute verstünden viele das Sakrament der Ehe als Segen Gottes für die gemeinsame Partnerschaft. „Es ist gut und richtig die Ehe damit in Verbindung zu bringen“, erklärte der Pater. „Doch greift dieses Verständnis zu kurz. Es birgt die Gefahr, die eigene Verantwortung aus dem Blick zu verlieren.“ Gottes Segen wirke nur da, wo Ehepartner auch selbst Einsatz zeigen. Als zweite Gefahr nannte Watteroth das Sakrament der Ehe allein als ein Sakrament der Eheschließung zu verstehen. Der Pater plädierte dafür, die Ehe als Ganzes zu sehen: „Jeder Tag des Zusammenlebens ist das Sakrament.“ Die Ehe sei Zeichen der Liebe Gottes und Ehepaare seien beauftragt, diese Liebe Gottes sichtbar zu machen.

Pater Watteroth ist sich bewusst, dass die Ehe aber kein Zustand ständiger Harmonie ist. Doch er regte die Gottesdienstbesucher dazu an, darüber nachzudenken, wie sie in Situationen von Streit und Zwist miteinander umgehen. „Ich habe kein Recht darauf, dass der andere für mich da ist“, sagte Watteroth und ermutigte die Ehepartner aufeinander zuzugehen, die Verständigung zu suchen. In der Ehe solle das Glück des anderen im Mittelpunkt stehen. Als größte Möglichkeit sich dem anderen ganz zu schenken, bezeichnete der Pater die Sexualität. „Es ist wichtig, dass die Ehe nicht nur auf Gefühlen aufbaut. Aus dem Verliebt-sein muss echte Liebe werden.“ Er verdeutlichte das noch einmal an einem Vers aus der Lesung: „Darum, Herr, nehme ich diese meine Schwester nicht aus reiner Lust zur Frau, sondern aus wahrer Liebe“, heißt es im Buch Tobit.

Ganz offen sprach Watteroth auch über das Scheitern von Ehen: „Wenn es wirklich nicht mehr geht und das Miteinander zur Qual wird, wird niemand sagen, die beiden müssen aber zusammen bleiben.“ Auch hinsichtlich anderer Formen von Lebenspartnerschaften vertrat Watteroth eine liberale Haltung. Er sprach das Zusammenleben ohne Heirat ebenso an, wie die Partnerschaft von Homosexuellen. Watteroth forderte dazu auf, Menschen, die andere Partnerschaftsformen leben, wertschätzend und wohlwollend zu begegnen. Es gelte deren Willen gut zu leben und auf ihre Weise Werte zu vermitteln anzuerkennen. Christen stünde es nicht gut zu Gesicht solche Partnerschaften hochmütig zu verurteilen nach dem Motto: „Wir wissen aber wie es geht.“ „Wichtig ist, sich klar zu machen, dass die Ehe nicht heilsnotwendig ist“, bekräftigte Watteroth. „Wer nicht heiratet, hat sein Leben nicht verfehlt.“

Zum Ende seiner Predigt brachte der Pater sein Eheverständnis noch einmal auf den Punkt. Die Ehe müsse als Berufung für die Welt verstanden werden. Es gehe nicht darum, einen „Egoismus zu zweit“ zu leben. Die Ehe sei Werkzeug der Liebe Gottes und als sichtbares Zeichen dieser Liebe gehörten möglichst auch Kinder zu einer Ehe. „Die Ehe ist eine Berufung die Liebe Gottes weiter zu schenken, an den Partner, an die Kinder, an die Welt“, gab Pater Watteroth den Gläubigen mit auf den Weg.

Nach dem Gottesdienst lud er Ehepaare mit ihren Kindern dazu ein, sich von den Geistlichen segnen zu lassen. Viele Kirchenbesucher folgten der Einladung. Vor dem Altarraum bildeten sich lange Schlangen. Im Sebastiansaal kamen anschließend noch etwa 40 Gläubige zum Gesprächskreis zusammen. Eine Frau sagte, Watteroths Predigt habe sie demütig werden lassen, über das Glück, dass sie in ihrer guten Ehe erfahre. Andere berichteten von der Schwierigkeit, sich ein Scheitern einzugestehen. „Ich konnte meine Ehe erst retten, nachdem ich sie aufgegeben hatte“, erklärte eine Teilnehmerin. In der Diskussion wurde deutlich, dass viele Mitglieder der konservativ geprägten Gemeinde dem Pater für seine offenen und einfühlsamen Worte dankbar waren.